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Die Laurin-Sage

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Die Laurin-Sage ist eigentlich ein mittelhochdeutsches Heldenepos aus dem 13. Jahrhundert. Von dem Epos gibt es fünf Fassungen.

Protagonist ist ein Zwergenkönig namens Laurin, der über ein unterirdisches Reich und Reichtum herrschte. Sein berühmtestes Besitztum war ein zauberhafter Rosengarten, der in leuchtenden Farben auf einem Berg blühte. Dieser Garten war von einem feinen Seidenfaden umspannt und bewacht. Laurin hatte geschworen, dass niemand diesen Garten betreten dürfe, und wer es dennoch wagte, mit seinem Leben bezahlen müsste.

König Laurin war zwar reich und mächtig, aber einsam. Er verliebte sich in die schöne Prinzessin Similde oder Simhild. Doch da sie ihn nicht heiraten wollte, entführte er sie kurzerhand in sein Reich.

Als dies bekannt wurde, zog der tapfere Dietrich von Bern mit seinem Gefährten Hildebrand und einer Schar tapferer Krieger aus, um Similde zu befreien. Sie fanden den Rosengarten und trampelten die Rosen nieder, um Laurin herauszufordern. Wütend trat der Zwergenkönig ihnen entgegen und zog seinen Zaubergürtel an, der ihm übermenschliche Kraft verlieh, sowie seine Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte. Doch die Helden erkannten durch die Bewegungen der Rosen, wo sich Laurin versteckte, und überwältigten ihn.

Laurin wurde besiegt und gefangengenommen und Similde befreit. Laurin konnte allerdings entkommen. So sprach der Zwergenkönig voller Zorn einen Fluch über seinen geliebten Rosengarten:

„Weder bei Tag noch bei Nacht soll je ein Menschenauge meinen Garten wiedersehen!“

Der Rosengarten verwandelte sich in Stein. Da Laurin aber die Dämmerung vergaß, erscheint der Rosengarten seither in der Abenddämmerung, wenn das Alpenglühen die Dolomiten in ein leuchtendes Rosa und Rot taucht.

Die Laurin-Sage ist eng mit der Landschaft der Dolomiten und dem Rosengarten-Massiv verbunden. Das faszinierende Alpenglühen der Berge bei Sonnenuntergang hat vermutlich die Menschen inspiriert, diesen sagenhaften Rosengarten in der Felslandschaft zu sehen.

Die Sage vereint Elemente germanischer Mythologie und lokaler Sagen und wurde über Generationen weitergegeben.

Dietrich von Bern ist eine zentrale Gestalt der deutschen Heldensagen und taucht insbesondere in den sogenannten Dietrichsagen auf, einer Sammlung von mittelalterlichen Erzählungen. Die Figur basiert lose auf dem historischen Theoderich dem Großen, dem Ostgotenkönig von Italien im 6. Jahrhundert, wurde jedoch im Laufe der Zeit zu einem sagenhaften Helden stilisiert.

In den Dietrichsagen wird „Bern“ mit der Stadt Verona gleichgesetzt, die Theoderich tatsächlich regierte. In den Erzählungen ist Dietrich der rechtmäßige König von Bern, der jedoch durch seinen Onkel, den grausamen König Ermenrich, ins Exil getrieben wird.

Dietrich spielt auch eine wichtige Rolle im Nibelungenlied, wo er am Ende der Geschichte Hagen und Gunther besiegt und gefangen nimmt. Er gilt hier als gerechter und mächtiger Herrscher, der zwischen den verfeindeten Parteien vermittelt.

Die Laurinsage ist in Südtirol ein wichtiges Kulturgut und verbindet die Südtiroler Landschaft mit den deutschen Heldensagen.

Die Germanistik sieht in Heldensagen eine Auseinandersetzung mit Identität und Heimat in Zeiten der Völkerwanderung, die naturgemäß weitreichende Veränderungen bewirkte, und in Form von Sagen weitertransportiert wurde. Es geht schlichtweg um eine Vereinfachung historischer Gegebenheiten in Form einer geschlossenen Heldenwelt.

Heroismus ist auch in Zeiten wie diesen nicht überlebt, sondern für jede Art von Gemeinschaft wesentlich.

Literatur:

[1] Karl Felix Wolff: „Dolomitensagen. Sagen und Überlieferungen, Märchen und Erzählungen der ladinischen und deutschen Dolomitenbewohner. Mit zwei Exkursen Berner Klause und Gardasee“, Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2003

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