Die Auseinandersetzung mit der öffentlichen Meinungsbilden versucht man als Techniker in der Regel zu vermeiden. Das ist gut und recht, verhindert aber auch die gestaltende Funktion sowie Fortschritt durch Infrastruktur. Infrastrukturprojekte werden stattdessen bekämpft, boykottiert und verhindert.
Partizipative Verkehrsplanung zielt darauf ab, betroffene Bürger, Interessengruppen und Akteure aktiv in den Planungsprozess einzubinden. Durch frühe Einbindung und Transparenz werden gemeinschaftliche Lösungen erarbeitet und mögliche Widerstände weitestgehend unterbunden.
Getragen wird der Prozess durch die Überzeugung, dass Lösungen, die durch möglichst viele Akteure erarbeitet werden, „besser“ sind oder zumindest eine höhere Akzeptanz finden. Zudem kann lokales Wissen verarbeitet und eingearbeitet werden, das Außenstehenden kaum zugänglich ist. Selbstverständlich vollziehen sich partizipative Lösungsfindungen nicht anarchisch, sondern werden begleitet, kanalisiert und geführt.
Projekte versanden häufig auch deshalb, weil die Projektziele nicht klar genug formuliert und die Zielverfolgung infolgedessen beeinträchtigt ist. Im Rahmen einer partizipativen Verkehrsplanung, die in Zeiten sozialer Medien ohnehin bedeutend wird, sind die folgenden Etappen zu bewältigen:
- Bedarfsanalyse und Zieldefiniton: Identifikation der Probleme und Bedürfnisse in Workshops, Klärung der übergeordneten Ziele
- Information und Sensibilisierung: Vermittlung von technischem Hintergrundwissen, das für eine kompetente Meinungsbildung entscheidend ist
- Lösungsentwicklung: Ideensammlung und Ideendiskussion
- Lösungsvarianten: Simulation und Beurteilung
- Entscheidungsfindung: Gemeinsame Bewertung der Optionen und Konsensfindung, mitunter mit Kompromissen
- Umsetzung und Maßnahmenverfolgung
Heute müssen Methoden zunehmend digital veranlagt sein: Mit Gruppenarbeiten im Volksschulniveau werden sich komplexe Beziehungen kaum noch ausdrücken lassen. Partizipative Prozesse sind darüber hinaus interdisziplinär veranlagt und erfordern ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Kreativität.
Konkret geht es darum, Bürger aktiv in Planungsprozesse einzubeziehen, Designvorschläge zu visualisieren und Konsequenzen zu erläutern.
Literatur:
[1] Gerd Steierwald, Hans Dieter Kiinne & Walter Vogt (Hrsg.): „Stadtverkehrsplanung – Grundlagen, Methoden, Ziel“, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2005


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