Der Begriff „Heimat“ wurde lange Zeit durch die marxistische Linke verdächtigt, „faschistisch“ konnotiert zu sein. Wer sich auf derartige linke Theorien einlässt, die einzig und alleine darauf aus sind, zu dekonstruieren und eine geistige Leere zu hinterlassen, hat ohnehin schon verloren.
Im Germanischen bedeutet „Heimat“ so viel wie Besitz an Haus und Hof. Heimat kann freilich nicht (nur) als etwas Materielles aufgefasst werden. Heimat ist etwas Immaterielles, nämlich eine Verbindung zu Grund und Boden. Diese Verbindung ist wesentlich, damit unser Leben erfolgreich wird.
Ganze Generationen haben aus der Verbindung zu ihrer Heimat schöpferische Kräfte entwickelt. Freilich, Heimat kann zuweilen auch Enge bedeuten, dann gilt es, aus ihr auszubrechen, die weite Welt zu erkunden und die neuen Erkenntnisse von außen mit in die Heimat zu nehmen.
Die vorliegenden Ansichten sind der Gegenentwurf zum mobilen, durchliberalisierten und entleerten Menschenentwurf, wie wir ihn heute überall vermittelt bekommen, der uns allerdings zur „Ressource“ und zur Ware – und folglich austauschbar – macht.
Ein Menschenentwurf, der keinen höheren Sinn vermittelt, als das vermeintlich grenzenlose Glück des Einzelnen, kann nicht glücklich machen, sondern hinterlässt eine Leere. Der französische Skandalautor Michael Houellebecq hat recht, wenn er bezugnehmend auf den emanzipativen Marxismus, der sich mit dem Kapitalismus vereinigt, von einer „Ausweitung der Kampfzone“ spricht: Vom Konkurrenzkampf, bei dem alles sein Preisschild hat, sind heute Werte, Familie, Partnerschaft, Kinder, Heimat und Kultur betroffen. Letztlich macht die Ökonomisierung unseres Lebens nicht frei, sondern unfrei.
Der Gegenentwurf besteht in dem Entwurf eines Menschseins, das sich in Lebenszusammenhänge und Lebenswirklichkeiten eingliedert, sich mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft vereinigt und daraus eine schöpferische Wirkung entfaltet.
Heimat besteht in einem generationenübergreifenden Prozess. Sie kündet von der Kontinuität des Lebens, davon, dass wir in einer Verbindung stehen mit jenen, die uns vorangegangen sind und uns nachgehen werden, dass wir uns mit dem Boden verbinden und förmlich „eins“ werden.
Heimat wird „gemacht“. Sie wird nicht einfach nur vorgefunden, schon gar nicht am Papier „erobert“.
Heimat will in Besitz genommen werden, zumindest geistig. Der Geograph Franz Fliri schreibt über den Prozess, der Heimat „macht“: „Es wäre unrecht, über die enge Bindung zwischen Bauer und Boden zu schweigen. Die Einheit von Wohn- und Arbeitsstätte ist eine erste Voraussetzung dafür, dass ein Stück Erde zur Heimat werden kann. Man hat zu gewisser Zeit die Beziehung von Bauer und Boden mit dem Wort „Blut und Boden“ umschrieben. Seither kommt jeder in den Verdacht des besonderen Ideologienähe, der das Wort „Heimat“ gebraucht. Die Bauern wissen es auch heute besser: die Beziehung heißt sehr einfach „Schweiß und Boden“. Was man an Arbeit für das Land, leider oft vergeblich, leistet, geht in unser tiefes Bewusstsein ein“ [1].
Dadurch ist der Umstand erklärt, dass die „moderne“, heraus gestampfte, technisierte und urbane Welt uns kaum „Heimat“ bieten kann und wir letztlich alle nach den Sehnsuchtsorten streben, die die verloren gegangene Heimat – vielfach in fernen Ländern – touristisch versprechen.
Literatur:
[1] Franz Fliri: „Entwicklung und Untergang der bergbäuerlichen Kulturlandschaft“ in Alpenvereins Jahrbuch 1979, Österreichischer und Deutscher Alpenverein, München 1979


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