Der Fluss Avisio entspringt am Marmolata-Gletscher, durchquert das Fassatal, Fleimstal und Cembratal und fließt nördlich von Trient, bei Lavis, in die Etsch hinein. Das Einzusgegebiet umfasst rund 1.000 Quadratkilometer bei einer Flusslänge von 89,4 Kilometern. Der mittlere Abflussbeträgt bei Lavis rund 23,5 Kubikmeter pro Sekunde (Link).
Der Fedaia-Stausee (2050 Höhenmeter) bildet die erste Staustufe des Avisio. Der Lago di Soraga (1190 Höhenmeter) bildet die zweite Staustufe. Der Stramentizzo-Stausee bildet die dritte Staustufe (787 Höhenmeter).
Die Region Trentino-Südtirol, die Stadt Trient und die Talgemeinschaft Fiemme erhielten 1952 mit der Gesellschaft Avisio SpA die Konzession für die Wasserkraftanlage zwischen Stramentizzo-Stausee und dem Wasserkraftwerk Sankt Florian an der Etsch.
Das Dorf Stramentizzo musste dem Stausee weichen und wurde neu angesiedelt. Die Bauarbeiten dauerten von 1952 bis 1957. Diese rasche Bauausführung konnte mit über 700 Arbeitskräften bewältigt werden. Der Stausee am Stramentizzo wurde über eine Bogenstaumauer hergestellt, die 63 Meter hoch und 93 Meter breit ist. Das Einzugsgebiet des Stausees umfasst 606 Quadratkilometer.
Das Wasser des Stramentizzo-Stausees wird über einen Stollen mit einer Länge von 9.723 Metern abgeleitet. Die Druckrohrleitung ist 772 Meter lang bei einer Fallhöhe von 571 Metern. Die maximale Ausbauwassermenge beträgt 33 Kubikmeter pro Sekunde.
Im inneren des Berges befindet sich in Sankt Florian bei Laag (Gemeinde Neumarkt) ein Kavernenkraftwerk mit einer Länge des Maschinenraums von 75 Metern. Angeordnet sind drei horizontale Pelton-Turbinen (Freistrahl-Turbinen), die grundsätzlich für hohe Fallhöhen geeignet sind. Die mittlere Jahresproduktion beläuft sich auf ca. 400 GWh. Das ist rund 1/20 der gesamten Produktion in Südtirol und 1/10 des Verbrauchs.
Beim Kraftwerk handelt es sich um eine typisch italienische Bauweise [3], der wie strukturiert ist: Die Triebwasserleitung gliedert sich in den flach geneigten Freispiegel- oder Druckstollen, das Wasserschloss und den Druckschacht bzw. die Druckrohrleitung, das Kraftwerk (Freiluft- oder Kavernenkraftwerk) liegt direkt am Unterwasser.

Der Bau des Stramentizzo-Stausees verursachte zahlreiche Umweltschäden und Änderungen an der lokalen Hydrogeologie. Einerseits bedingen schnell wachsende Wasserstände Rutschungen am Stramentizzosee. Andererseits kam es im Februar 1953 zu einem Wassereinbruch. eim Vortrieb des Kraftwerksbaus ist ein enormer Wasseraustritt im Tunnel von schätzungsweise 1500 Liter pro Sekunde entstanden, der nach rund einem Monat versiegte, indem sich das Wasser vermutlich einen neuen Abfluss unter der Tunnelsohle schuf.
Insgesamt wurde eine großflächige Bergwasserabsenkung verursacht, bei welcher die Quellen in Gfrill bei Salurn versiegten.
Literatur:
[1] Autonome Provinz Bozen: „Ausbau Eisenbahnachse München – Verona, Zulaufstrecke Franzensfeste – Verona“, Machbarkeitsstudie, Bozen 2009
[2] SF Energy: Home
[13 Jürgen Giesecke, Stephan Heimerl & Emil Mosonyi: „Wasserkraftanlagen – Planung, Bau und Betrieb“, 6. Auflage, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 2014


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