Eine „unkontrollierbare Eskalation“ bezeichnet nach dem Politikwissenschaftler Carlo Masala eine Dynamik in militärischen oder politischen Konflikten, bei der eine Eskalation der Gewalt nicht mehr durch die beteiligten Akteure gesteuert oder kontrolliert werden kann, weil diese schlichtweg aus den Fugen gerät und Eigendynamiken annimmt.
Unkontrollierte Eskalationen können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, wie z. B. Missverständnisse, Fehlkommunikation, falsche Einschätzungen, mangelhafte Führungskompetenzen oder unangemessene Reaktionen auf bestimmte Aktionen, offensichtliche Intrigen oder verdecke Interessen.
Ein wesentliches Merkmal unkontrollierbarer Eskalation ist es, dass sie aus der Kontrolle der ursprünglichen Konfliktparteien gerät, was dazu führen kann, dass der Konflikt weit größere Ausmaße annimmt als ursprünglich geplant oder beabsichtigt.
Dies kann insbesondere in geopolitischen Spannungen und Krisen von Bedeutung sein, wo das Risiko besteht, dass lokale oder regionale Konflikte durch äußere Einflüsse oder unvorhergesehene Reaktionen auf globaler Ebene eskalieren. Infolgedessen ist ein funktionierendes Krisenmanagement überlebensnotwendig.
Da äußere Krisen vielfach durch innere Dynamiken bedingt sind, ist die äußere Eskalation vielfach naheliegend, doch verheerend.
Eine unkontrollierbare Eskalation in Konflikten tritt ein, wenn der Punkt überschritten wird, an dem die Konfliktparteien noch in der Lage sind, den Verlauf der Auseinandersetzung selbst zu steuern und deeskalativ zu agieren, auch einen Schlussstrich zu ziehen. Unkontrollierbare Eskalationen stellen ein unkalkulierbares Risiko dar, da der Ausgang solcher Eskalationen oft schwer vorherzusagen und potenziell verheerend bis vernichtend sein kann.
Von Bedeutung ist die Auseinandersetzung mit der Konflikttheorie nach Friedrich Glasl, die die Eskalation systematisch untersucht. Ist der Bereich Lose-Lose (Verlieren-Verlieren) betreten, ist der Ausgang des Konflikts dramatisch:
Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge: Der Konflikt eskaliert weiter, Schäden werden in Kauf genommen, um dem Gegner zu schaden. Der Gedanke, den Konflikt noch zu gewinnen, tritt in den Hintergrund.
Stufe 8: Zersplitterung: Das Ziel ist nun die völlige Zerstörung des Gegners. Es gibt keine Rücksicht mehr auf Verluste oder Konsequenzen.
Stufe 9: Gemeinsam in den Abgrund: Die totale Konfrontation führt zur gegenseitigen Vernichtung.
Deeskalationsstrategien sind folglich mit Bedacht und Weitsicht zu wählen bevor die Eskalationslage fortgeschritten ist.
Literatur:
[1] Carlo Masala: „Weltunordnung: Die globalen Krisen und das Versagen des Westens“, Hanser Verlag, München 2022
[2] Friedrich Glasl: „Konfliktmanagement. Diagnose und Behandlung von Konflikten in Organisationen“, Haupt Verlag, Bern 1980


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