Prädatoren, also Raubtiere, jagen die am einfachsten zu bejagende Beute schonungslos. Demgegenüber ist die menschliche Jagd nur bedingt zur Nahrungsaufnahme notwendig. Historisch betrachtet war die Trophäenjagd im Kontext der Jagdausübung durch den Adel als Freizeitbeschäftigung naturgemäß wesentlich.
Sinn und Zweck der Jagd ist im heutigen Sinne vorwiegend die Populationskontrolle, wenngleich natürlich auch andere Motive vorhanden und auch berechtigt sind. Die „Waidgerechtigkeit“ ist in diesem Sinne der zentrale Begriff der Jagdethik. Die Festlegung der Schonzeiten und Jagdzeiten hat in diesem Sinne mit Tradition, aber auch mit Effizienz zu tun.
Grundsätzlich werden traditionell vorzugsweise die männlichen Stücke bejagt. Diese werden wiederum vorzugswiese während der Fortpflanzungszeit bejagt, wodurch eine effiziente Bejagung garantiert ist. Andererseits orientieren sich die Abschusszeiten männlicher Cerviden (Geweihträger, also Rotwild und Rehwild) nach der Geweihentwicklung.
Die Zeit der Geburt sowie der Aufzucht der Jungen gilt hingegen zu Recht als Ruhezeit. In diesem Sinne gilt, dass führende Tiere nicht vor dem Kalb erlegt werden dürfen. Verwaiste Jungtiere verenden nämlich oft im ersten Winter.
Mehr oder weniger mit dem Erreichen der Wintersonnenwende begibt sich das Wild in die Winterruhe. Indem die Tage kürzer werden, schaltet das Wild auf Ruhemodus um. Im Sinne der Waidgerechtigkeit liegen Schonzeiten vor. Würde man Wild während der Winterzeit bejagen, würde der Energieumsatz des Wildes steigen und folglich würden Verbissschäden, also Schälschäden, zunehmen [1].
Das Wild versucht die Reserveverluste im Winter durch die beginnende Vegetationsperiode im Frühjahr auszugleichen und befindet sich folglich häufig an Freiflächen [1], was die Jagdausübung erleichtert.
In diesem Zusammenhang orientiert sich die Jagd grundsätzlich an der Brunft und an der Geweihentwicklung. Letztere ist nicht nur der Trophäenbeschaffung, sondern ebenso auch der Populationskontrolle sowie dem Ansprechen des Wildes geschuldet.
Insofern die Populationskontrolle für die Jagdausübung wesentlich ist, muss die Hauptjagdzeit dann festgesetzt werden, wenn Jungwild und Muttertiere bejagt werden dürfen [2]. Entsprechend liegen Anreize oder zumindest weniger Hindernisgründe vor, weibliche Stücke zu bejagen.
Wildbiologisch spricht vieles dafür, die Jagdzeiten zu minimieren, weil durch den minimierten Jagddruck das Wild weniger scheu ist und sich folglich der Jagderfolg einfacher gestaltet, sich die Jagdausübung infolgedessen auch effizienter gestaltet. Die Jagd muss grundsätzlich von der Prämisse ausgehen, dass die Jagdausübung in den meisten Fällen keinen Hauptberuf, sondern eine Freizeitbeschäftigung darstellt.
Im Sinne der jagdlichen Effizienz ist es folglich wesentlich, den Jagddruck zu senken und zu verhindern, dass die Scheuheit des Wildes zunimmt. Mit Blick auf Darwins „Survival of the fittest“ findet durch die Erlegung der mutigeren Stücke ohnehin eine Selektion statt, die mehr Scheuheit bewirkt. Die Scheuheit wird grundsätzlich von den Muttertieren als „Erfahrungsträger“ weitergegeben.
Literatur:
[1] Hans-Dieter Pfannenstiel: „Sollten Jagd- und Schonzeiten auf dem Prüfstand stehen?“ (Link)
[2] Friedrich Reimoser: „Jagd und Jagdzeiten“, Weidwerk, 04/2012


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