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Schadensfolgeklassen im Konstruktiven Ingenieurbau

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Schadensfolgeklassen (CC – Consequence Classes) sind Kategorien, die die möglichen Auswirkungen eines Bauwerksversagens auf Menschenleben, wirtschaftliche Werte und die Umwelt bewerten. Diese Klassen helfen Ingenieuren und Planern, die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen und -anforderungen zu bestimmen, um die Risiken eines Versagens zu minimieren. Die Einteilung in Schadensfolgeklassen basiert auf der Eurocode-Normung (EN 1990, Anhang B) und gliedert sich in folgende Klassen:

CC1 (geringe Konsequenzen)

  • Menschenleben: Geringes Risiko, z.B. landwirtschaftliche Gebäude, Lagerhallen.
  • Wirtschaftliche und Umweltschäden: Geringe wirtschaftliche und ökologische Schäden.
  • Beispiele sind Gebäude ohne regelmäßigen Personenverkehr wie Lagerhallen.

CC2 (mittlere Konsequenzen)

  • Menschenleben: Mäßiges Risiko, z.B. Wohngebäude, Bürogebäude.
  • Wirtschaftliche und Umweltschäden: Erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden.
  • Beispiele sind Wohn- und Bürogebäude sowie öffentliche Gebäude mit mittlerer Versagensfolge.

CC3 (hohe Konsequenzen)

  • Menschenleben: Hohes Risiko, z.B. Hochhäuser, Versammlungsstätten, Brücken.
  • Wirtschaftliche und Umweltschäden: Sehr erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden.
  • Beispiele sind öffentliche Gebäude mit hohen Versagensfolgen durch eine potenziell hohe Menschendichte.

Auswirkungen auf die Bemessung

Die Zuordnung zu einer Schadensfolgeklasse hat signifikante Auswirkungen auf die Planung und Bemessung von Bauwerken:

Sicherheitsfaktoren: Höhere Sicherheitsfaktoren sind erforderlich für Bauwerke mit höheren Schadensfolgeklassen, um das Risiko eines Versagens zu minimieren. Dies betrifft sowohl die Materialwahl als auch die Dimensionierung der Bauteile.

Materialwahl und Bauweise: Robustere Materialien und Bauweisen werden für Bauwerke mit höheren Schadensfolgeklassen gewählt, um eine höhere Zuverlässigkeit und Langlebigkeit zu gewährleisten.

Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen: Strengere Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen während des Baus und im Betrieb sind erforderlich, insbesondere für Gebäude mit höheren Schadensfolgeklassen, um frühzeitig potenzielle Probleme zu erkennen und zu beheben.

Kosten: Die höheren Anforderungen an Sicherheit, Material und Überwachung führen zu erhöhten Bau- und Wartungskosten.

Entwurfskonzepte: Umfassendere und detailliertere Entwürfe sind notwendig, um alle potenziellen Risiken zu berücksichtigen und geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung zu implementieren.

Risikomanagement: Ein intensiveres Risikomanagement, einschließlich der Erstellung von Notfallplänen und der Einbeziehung von Szenarien für den Fall eines Versagens, ist erforderlich.

Entsprechend der Schadensfolgeklasse schreiben die Baunormen spezifische Festlegungen vor, welche die Teilsicherheitsfaktoren, die Materialwahl, die Bauwerksüberwachung sowie die notwendigen Analysen (statische Analysen, dynamische Analysen, Redundanzkonzepte) umfassen.

Einteilung eines Gebäudes in verschiedene Schadensfolgeklassen

Gebäude können grundsätzlich in verschiedene Schadensfolgeklassen eingeteilt werdenn. Dies kann sinnvoll sein, wenn unterschiedliche Teile des Gebäudes unterschiedlichen Risiken ausgesetzt sind oder unterschiedliche Folgen eines Versagens haben könnten. Beispielsweise könnte ein Gebäude verschiedene Nutzungsbereiche haben, wie:

  • Öffentliche Bereiche (z.B. Versammlungsräume, Lobbys): Diese könnten einer höheren Schadensfolgeklasse (z.B. CC3) zugeordnet werden, da ein Versagen hier erhebliche Folgen für viele Menschen haben könnte.
  • Technische Bereiche (z.B. Maschinenräume, Lagerräume): Diese könnten einer niedrigeren Schadensfolgeklasse (z.B. CC1 oder CC2) zugeordnet werden, da ein Versagen hier weniger direkte Folgen für Menschenleben hätte.

Durch die Differenzierung nach Schadensfolgeklassen innerhalb eines Gebäudes kann eine optimierte und wirtschaftlichere Planung und Bemessung erfolgen, die sowohl den Sicherheitsanforderungen als auch den wirtschaftlichen Aspekten gerecht wird. Dies betrifft etwa wesentliche Vereinfachungen im Bereich der Erdbebenberechnungen und entsprechender Ertüchtigungen.

2 Antworten zu „Schadensfolgeklassen im Konstruktiven Ingenieurbau”.

  1. Avatar von Bauen mit Naturgefahren: Schutz gegen Muren, Steinschlag und Felssturz – Demanega

    […] der Festlegung der Bemessungsblockgröße sind die Schadensfolgeklasse (CC), die Ereignisfrequenz und die Anzahl der vorliegenden potentiellen Sturzblöcke von Bedeutung, […]

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  2. Avatar von Risiken bei Staumauern und Sanierung von Talsperren – Demanega

    […] Grundsätzlich wird mit den Schadensfolgeklassen nach EN 1990 das Ziel verfolgt, die Auswirkungen eines Versagens zu beurteilen. Standardbauwerke sind Bauwerke, deren Versagen mittlere bis geringe Auswirkungen hat (Schadensfolgeklasse CC1). Schlüsselbauwerke sind Bauwerke, deren Versagen entscheidende Auswirkungen hat (Schadensfolgeklassen CC2 und CC3). […]

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