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Öffentliche Sicherheit bei Naturgefahren: Dem Ernstfall begegnen

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Bedingt durch den Klimawandel sowie durch die Zersiedlung unserer Landschaft ist immer wertvollere Infrastruktur in exponierter Lage dem Risiko extremer Naturgefahr ausgesetzt. Warten auf den Ereignisfall ist zunehmend zu wenig und ein Risiko, das kaum noch akzeptiert werden kann. In diesem Sinne sind auch die Versicherungskonzerne dabei, Vorsorgepakete zu schnüren, aber auch die Risiken zielgerechter festzustellen.

Während die klassische Sicherheitspolitik den Schutz des Staatsgebietes vor äußeren Angriffen betrifft, befindet sich der Sicherheitsbegriff seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Wandel und bezeichnet stärker denn je Gefahren, die im Inneren entstehen. Moderne Sicherheitspolitik umfasst das Risikomanagement sowie die Gefahrenabwehr in Bezug auf „innere und äußere sowie zivile und militärische Sicherheit“ [1].

Als Gegenmaßnahme stehen heute die Konzepte der Subsidiarität sowie der Resilienz zur Verfügung. Die Subsidiarität wirkt auf der untersten Ebene, in dem ein Bewusstsein bei den unmittelbar Betroffenen erzeugt wird und individuelle Gegenmaßnahmen angeregt werden. Das Konzept der Resilienz geht davon aus, dass kein umfassender Sicherheitsbegriff mehr möglich ist.

„Das erweiterte Verständnis der modernen Sicherheitspolitik führt dazu, dass angesichts der Vielfalt, der Komplexität und der Unvorhersehbarkeit moderner Risiken, keine allumfassende Sicherheitsgarantie möglich ist. An die Stelle des Versuchs, für einen umfassenden Schutz aller relevanten Systeme von Staat und Gesellschaft zu sorgen, tritt das Konzept der Resilienz. Dieses hat das Ziel, die Widerstands- und Regenerationsfähigkeit dieser Systeme zu stärken“ schreibt Kurt Hager zum Resilienz-Begriff innerhalb der öffentlichen Sicherheitspolitik und zum Schutz kritischer Infrastrukturen [1].

Resilienz ist heute ein wesentlicher Pfeiler der öffentlichen Sicherheitspolitik. Heute ist es nicht mehr nur ratsam, durch massive bauliche Eingriffe natürliche Gefahren in den Griff zu bekommen, sondern es geht um das Gestalten an den Ursachen. Resilienz bezeichnet eine Widerstandsfähigkeit gegen äußere Entwicklungen im Sinne einer elastischen Antwort auf einen äußeren Reiz. Resilienz äußert sich dann auf zwei Arten: Als „Bounce back“, also auf die schnelle Rückkehr zum Normalbetrieb, sowie auf die „Adaption“ als langfristiger Prozess der Anpassung durch lernende Prozesse.

In Bezug auf natürliche Gefahren sowie anderweitige äußere Gefahren ist mit der Resilienz die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Staat und Gesellschaft gemeint.

Dabei geht es im Besonderen um die folgenden Aufgaben:

  1. Wissensaufbau zum Thema Treiber extremer Naturereignisse und Fokus auf lernende Systeme und künstliche Intelligenz
  2. Abschätzung der Auswirkungen und der Folgeereignisse
  3. Feststellung des notwendigen Schutzniveaus
  4. Beratung der öffentlichen Verwaltungen
  5. Bewusstseinsbildung der betroffenen Bevölkerung
  6. Stärkung der Robustheit und Redundanz der Infrastruktur und in der Raumplanung
  7. Stärkung der Eigenverantwortung im Sinne eines Objektschutzes
  8. Reserven bilden und Redundanzen einbauen
  9. Maßnahmen in Richtung Katastrophenmanagement
  10. Notfallsituation üben, Krisen- und Katastrophenschutzpläne erarbeiten

Das Thema der öffentlichen Sicherheit gerät heute stark in den gesellschaftlichen Fokus. Dabei wird vonseiten derjenigen, die kein Interesse an Sicherheitsdebatten haben, eingewandt, die öffentliche Unsicherheit sei eine nur „gefühlte“ Unsicherheit. Wahr ist, dass das individuelle und kollektive Sicherheitsbedürfnis heute zunimmt und dass die mediale Berichterstattung mitunter dazu beiträgt. Darüber hinaus zeigt der Blick auf unsere Welt, die in „Aufruhr“ ist, dass Risiken stark zunehmen und eine breit angelegte Sicherheitsdebatte mehr als nur berechtigt ist.

Literatur:

[1] Thomas Glade,  Martin Mergili,  Katrin Sattler: „ExtremA 2019 Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich“. V+R unipress, Wien 2020

[2] Jürgen Suda und Florian Rudolf-Miklau: „Bauen und Naturgefahren – Handbuch für konstruktiven Gebäudeschutz“, Springer, Wien New York 2011

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