Das Interesse an den Ingenieurberufen nimmt deutlich spürbar ab. Die Problematik eines intensiven und komplexen Studiums bei mangelnder Anerkennung am Markt schlägt sich im mangelnden Interesse der Studenten ab. Salopp gesagt: In anderen Branchen lässt es sich deutlich einfacher leben und wirtschaften, mit weniger Problemen und deutlich mehr Anerkennung. Insbesondere in der Baubranche sind heute allerlei Probleme mit Haftungen dazu gekommen, die es in dieser Reichweite bisher nicht gab, bei gleichzeitigem Dumping bei den Angebotspreisen.
Diese Tendenz wird zum gesamtgesellschaftlichen Problem. Das Bauingenieurwesen ist die Zukunftsdisziplin schlechthin. Ob smarte Städte, eine nachhaltige leistungsfsfähige Verkehrsinfrastruktur, ein grüneres Bauen, robuste Bauwerke, Schutzbauwerke gegen Naturgefahren, die Versorgungsinfrastruktur mit Energie und Wasser: Wir brauchen heute Innovation und Herzblut, um diese Zukunftsaufgaben zu lösen.
Dass der Markt alles löst, ist eine Mär. Der Markt ist an billigen Ressourcen interessiert, sind diese Ressourcen nicht verfügbar, wird nicht unbedingt der Preis erhöht, sondern die Ressourcen werden ausgelagert. Mit dieser Tendenz in Zeiten des globalistischen Kapitalismus kämpfen heute allerlei Branchen und insbesondere die klein- und mittelständischen Unternehmen, für die es vielfach keinen gleichberechtigten und konkurrenzfähigen Zugang zum Markt gibt.
In diesem Sinne wird auch im Ingenieurwesen die Tendenz ersichtlich, dass größere Bürostrukturen preisgünstiger anbieten können, Ressourcen teilweise ins Ausland auslagern und sich an die großen Projekte dranhängen, während kleine Büros mit kleinen Projekten häufig Verlustgeschäfte einfahren. Weil im Bauprozess allerlei unvorhersehbare Gegebenheiten auftauchen und allerlei Änderungen notwendig werden, ist eine realistische Abschätzung des Aufwandes bei Angebotslegung alles andere als einfach und Verlustgeschäfte stehen auf der Tagesordung.
Wenn der Markt wirklich alles regelt, dann werden sich die Strategien ändern, um am Markt bestehen zu können. Für bestimmte Projekte wird sich zunehmend kaum noch jemand interessieren, was allzu nachvollziehbar ist, solange sich die Bedingungen nicht ändern, die Suche nach mehr Effizienz und mehr Wertschöpfung wird drängend und folglich auch der Versuch, hochwertigere Planungs- und Beratungsleistungen anzubieten, weil es mit der „schnellen Statik“, die unüberlegt dem architektonischen Entwurf folgt, nicht mehr getan sein wird.
Das alles sind auch Anregungen in Richtung Bauwirtschaft und Ingenieurbüros, die sich auf die Bauwirtschaft konzentrieren wollen: Die Projektbegleitung, die Unterstützung in der Projektentwicklung, um vor allem auch einen wirtschaftlichen Überblick über die anfallenden Planungsleistungen zu gewinnen und die Frage, wie wir mit Änderungen umgehen, wird essenziell. Letztlich ist niemandem gedient, wenn das Planen sich nicht mehr trägt. Zumindest nicht langfristig.


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