Der Verputz hat im Rahmen unserer Bauwerke einerseits eine ästhetische und gestalterische Funktion, andererseits eine Schutzfunktion. Sowohl Mauerwerk aus Ziegelstein als auch Mauerwerk aus Naturstein sind atmosphärischen Belastungen ausgesetzt, sodass der Verputz die Funktion hat, die Konstruktion vor physikalischen und chemischen Veränderungen zu schützen. Zudem wirken zahlreiche Verputze feuchteregulierend und können auch wärmeschützende Funktionen übernehmen. Im traditionellen Bauen stellt der Verputz die weitgehende Luftdichtheit bei ermöglichter, mehr oder weniger ausgeprägter Wasserdampfdiffusion her.
Beim Bauen mit Holz kommen einige interessante Umstände hinzu, dass der Verputz nämlich das Wärmeverhalten im Sommer begünstigt, aber auch beim Thema Brandschutz oder Akustik vorteilhaft wirkt.
„Die seit einem Jahrhundert bewährten mineralischen Werktrockenmörtel sind die verlässliche Absicherung für das System. Sie sind: widerstandsfähig, witterungsbeständig, unverrottbar, nichtbrennbar, UV- und ozonbeständig. Sie vergilben und verspröden nicht, verbessern die Schalldämmung und haben eine offenporige Oberfläche, funktionierende Dampfdiffusion und nachgewiesene Langzeithaltbarkeit. Mineralische Oberputze (Edelputze) zeichnen sich darüber hinaus durch ihre Vielfalt möglicher Putzstrukturen und Farben aus“ hält Michael Stahr fest [1].
Grundsätzlich werden Putze nach ihrem Bindemittel unterteilt in Kalkputze, Kalkzementputze, Zementputze, Gipsputze oder Anhydritputze. Putze auf Gips- oder Anhydritbasis kommen vor allem innen, solche auf Kalk- und Zementbasis vor allem außen zur Anwendung. Der Kalk macht den Putz grundsätzlich diffusionsoffener.
Der Lehmputz gewinnt heute als Innenputz an Bedeutung, weil dieser erstens ökologisch ist und zweitens hygroskopisch, also feuchtigkeitsregulierend, gleichzeitig aber diffusionsoffen.
Schäden an Verputzen können entweder rein oberflächlich sein und effektiv einen Putzschaden betreffen, aber natürlich auch durch tieferliegende Schichten verursacht sein.
Da Verputze als mineralische Baustoffe wenig elastisch sind, entstehen bei kleinsten Bewegungen oder Verformungen im Bauwerk, die durch den herkömmlichen Gebrauch immer auftreten werden, Risse im Putz. Diese Risse haben – insofern diese nur den Verputz betreffen – keine statische Relevanz. Durch das zunehmende Alter und den zunehmenden Feuchteentzug wird der Putz laufend unelastischer. Grundsätzlicher sind Verputze so zu wählen, dass diese elastischer sind als die Tragstruktur und weniger fest, sodass die Bewegungen und Verformungen mitgegangen werden können.
Das moderne ökologische Bauen und Sanieren tendiert heute stark in Richtung so genannter „atmender“ Baustoffe als Alternative zu synthetischen Materialien.
Damit der Verputz gut am Untergrund haftet, sind entweder genügende Rauigkeiten mit entsprechender Haftung erforderlich oder Putzträger, die im traditionellen Bauen häufig aus Schilfrohrmatten oder pflanzlichen Geweben bestanden und heute aus Streckmetall, Drahtgewebe, aber durchaus auch aus Schilfrohr oder Holzfaser bestehen können. Putzträger verbessern aber nicht nur den Haftgrund, sondern kommen vor allem auch bei Hohlräumen, Installationsöffnungen oder beim Übergang zwischen verschiedenen Werkstoffen zur Anwendung, um das Rissverhalten aufgrund unterschiedlichem Materialverhalten zu verhindern. Der Putzträger wird mit Dübeln oder anderen Befestigungsmitteln am tragenden Untergrund befestigt.
Wesentlich ist beim Thema Verputz die Bauphysik und insbesondere der Feuchtigkeitstransport. Ist die Außenfassade zu wenig diffusionsoffen gestaltet, treten bei Wasserdampfdiffusion naturgemäß Mängel und Schäden am Verputz auf.
Beim Bauen im Bestand und bei Sanierungen ist eine Auseinandersetzung mit dem „richtigen“ Verputz zwangsläufig notwendig. Ein zu dampfdichter Verputz verursacht nämlich Schäden für die Bauwerksstruktur.
„Im modernen Bauwesen, d. h. im „Bauen im System“, hat sich eine „Fassadenschutztheorie“ herausgebildet, die sich auch auf die Anforderungen an das Putz-/Anstrich-System bezieht. Für die Position sind vorrangig technische und gestalterische Vorüberlegungen einzubeziehen, das sind: 1. Wiederherstellung des vor Schadenseintritt herrschenden Zustandes, 2. Vorsorge gegen eine Wiederholung des Schadens im reparierten Bereich, 3. Vorsorge gegen eine Ausbreitung des Schadens im angrenzenden Bereich“ schreibt Michael Stahr zu Putzschäden.
So genannte „Sanierputze“ kommen häufig dort zur Anwendung, wo es darum geht, Salze, die aus dem Mauerwerk ausblühen, einzulagern und zudem, um die Feuchtigkeit, die ansonsten das Mauerwerk belastet, abzuwehren. Allerdings haben solche Putze höchstens eine flankierende Funktion. Die Ursache selbst liegt in einer mangelhaften horizontalen oder vertikalen Abdichtung.
Literatur:
[1] Michael Stahr: “Bausanierung Erkennen und Beheben von Bauschäden“, Springer Vieweg, Wiesbaden 2015
[2] Ulf Hestermann , Ludwig Rongen: „Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 1“, Springer Vieweg, Wiesbaden 2015
[3] Ulf Hestermann , Ludwig Rongen: „Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2“, Springer Vieweg, Wiesbaden 2013


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